RADPLAN DELTA
 
KETTEN
 
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit möchte DELTA hier einige Fakten zusammentragen, die es dem Anwender mit seinen individuellen Anforderungen leichter machen, die richtige Kette zu finden, sie optimal zu montieren und durch Pflege lange leicht laufend zu halten, damit er möglichst spät erst wiederkommt.
 
1) Vernickelte Ketten sind ein Qualitätsmerkmal. Wer aber genau auf die Produkte achtet, wird feststellen, dass einige kompetente Hersteller nur die Aussenlaschen vernickeln. Eine ganz vernickelte Kette wirkt hochwertiger, ist teurer, muss aber nicht besser sein. Also kann man das Vertrauen haben, dass KMC und Camp wissen, warum sie nur die Hälfte vernickeln. SRAM tut das bei einigen Produkten auch.
Edelstahl ist ein Fall für Ideologen, denn üblicherweise schmiert man Ketten. Vielleicht sind die für submarinen Einsatz?
 
2) Vernieten oder werkzeugloses Schloss? Eine Frage, die zwei politische Lager schafft.
 
a) KMC hat Schlösser, die werkzeuglos zugehen, dann richtig fest zubleiben und nicht auf dem selben Weg wieder aufgehen. Die aktuellen KMC X10 und X10 SL kommen mit einem wiederverwendbaren Schloss, das wie von SRAM bekannt ohne weiteres nur mit den Händen zu öffnen und zu schliessen ist. Das KMC Schloss ist zu sehr zivilen Preisen einzeln erhältlich, im Gegensatz zu den italienischen Apothekenpreisen. Wir möchten da keine Namen nennen.... Ausserdem kann man die 9-fach KMC - Ketten mit dem bekannten, leider teuren Rohloff - Revolver echt vernieten. KMC sagt, dass man das nicht darf, aber wer Augen hat, sieht dass das Ergebnis einwandfrei ist. Begründung: Es bleiben definierte Nietüberstände bei KMC, was man von CA 10x und SH 10x nicht sagen kann. Diese Nietüberstände sind der Garant für den nachfolgenden Vorgang des Aufspreizens mit dem Rohloff - Revolver, womit der Verschlussniet dieselbe Festigkeit wie die anderen Nietstifte bekommt. Insgesamt bietet KMC im Bereich der 10x Ketten die meisten Möglichkeiten, von der legendären Haltbarkeit, der Laufruhe und des astreinen Schaltverhaltens einmal abgesehen.
b) Campa hat inzwischen die fünfte Generation von 10x Ketten. Die Ketten waren sofort gut. Das erste Schloss war grottig, das zweite Schloss funktionierte, aber man durfte nicht hinsehen, das dritte Schloss war ordentlich. Alle diese 3 Generationen habe ich parallel auch vernietet, es ging mit Rohloff einwandfrei. Jetzt ist die vierte Generation dran, das Schloss funktioniert, aber Vernieten ist nicht mehr. Fortschritt?
c) Shimano hat schon lange die Nietstifte. Angefreundet habe ich mich damit nie, etwas zu brauchen, das eigentlich schon da ist. Die neue 10x CN 7800 ist mit 5,8 mm superschmalst. Das hat an einigen Stellen Vorteile; das SH 10x Paket ist nun wirklich schlank geblieben. Die Kette ist nicht die Praktischste. Ich habe wiederholt von Anwendern gehört, die mit Original - Zange und Original - Nietstiften Murks erzeugt haben. Das bedeutet bei einer relativ teuren Kette Frust, und für den zweiten Durchgang flattrige Nerven. Ich selbst habe auch schon Murks genietet. Zum Glück hatte ich noch ein Camp 10x Schloss, das passt nämlich. Wenn das Camp Schloss zugeht, gibt es dem Anwender ein einwandfreies Feed-Back über einen erfolgreichen Nietvorgang.
KLICK
. So etwas wünsche ich mir von Shimano.
 
3)

Breite
10 fach ist nicht 10 fach, und auch 9 fach Breiten differieren. Die Reihenfolge:

Shimano 10x ist mit 5,8 mm die Schmalste.
Die neue KMC X10 und X10 L Gold haben 5,9mm und sind somit auch für Shimano 10 fach geeignet.
Camp 10x hat ca. 6,0 mm, die SuperNarrow hat jetzt auch das schmale 5,9mm Mass.
Die neuen KMC X10 SL Ketten haben jetzt auch durchgehend 5,9mm.

 
  Was bedeutet das?
Shimano 10x Kassetten kann man mit CN 7800, CN 7801 (geänderter Stift) und allen aktuellen KMC X10 fahren.
Camp 10x kann man mit allen, besonders natürlich mit der KMC X10 SL, der Record und Record Ultra gut fahren.
 
  9 fach Betrieb:
Die beste Kette für 9x ist eine 10x!!! Weniger Stress, geringfügig höhere Kosten, weniger Gewicht, mehr Diagonalgänge, weniger Geräusche. Es sind keine aktuellen 9x Kettenradgarnituren bekannt, die das nicht vertragen. Selbst 8x Antriebe können das! Es gibt Steinzeitkettenräder, deren Zähne breiter als 2 mm sind und deren Kettenräder zu weit auseinanderstehen. Das muss ca. 20-25 Jahre her sein.
Entweder KMC X10 oder KMC X9, die übrigens die schmalste 9x Kette ist und somit im Rahmen von 9x Vorteile hat. Record 9x ist relativ preiswert und haltbar, ist aber INNEN schmaler als andere Ketten, so dass es speziell mit querverformten Zähnen auf kleinen Kettenrädern mit 2 mm breiter Zahnung ( = 8 fach ) zu Chainsuck kommen kann. SRAM PC 59 ist die preiswerte Alternative für ungünstige Bedingungen.
 
  8 fach Betrieb:
Wer extrem wenig Geld ausgeben möchte, kann 8x Ketten kaufen. Wir haben da keine Erfahrungen oder Teste. 9x Ketten gehen da natürlich auch mit den bekannten Vorteilen von weniger Stress mit den Nachbarn....
 
4) Pflege
Einigen TdF durfte ich zusehen, und bei einem Vorgang schauderte es mich: die tägliche Reinigung der Ketten und ganzen Räder. Die Jungs, sprich Mechaniker, gehen da mit Shampoo dran! Das schien mir SEHR suspekt. Aber ich habe es ausprobiert, und hier ist das Ergebnis:
Kette grundsätzlich für den Rennbetrieb ölen, nicht fetten. Läuft leichter, der Dreck klebt nicht fest.
Nach optischer Begutachtung / Notwendigkeit den gesamten Antrieb mit heissem Wasser, schonendem Spülmittel, reichlich dosiert, ich bevorzuge Palmolive, und weichem Autoschwamm klatschnass reinigen, dabei den Schwamm auf dem grossen Kettenrad quer zur Kette bewegen um nichts unter die Laschen zu schieben. Linke Antriebsseite nicht vergessen. Kettenräder, Schaltung, Umwerfer, einfach alles. Das Öl geht mit dem heissen Wasser zusammen und dem Dreck sehr einfach ab. Danach den Antrieb optimal auf dem Montageständer oder am Haken schön schnell durchdrehen, damit das Wasser wegfliegt. 15 min weitertrocknen lassen. Danach öle ich die Kette und die Schaltrollen reichlich. Das Rad hängt vertikal an einem Deckenhaken, so dass das überschüssige Öl sauber nach unten in eine grosse, billige Plastik - Salatschüssel tropft. Nach weiteren 30 min sieht die Kette aus wie neu, fährt wie neu und verschleisst mangels Scheuerstoffen so wenig wie möglich sich und die Ritzel.
Ab und zu sollte man die Kassette aufmachen und die Ritzel einzeln sauberwischen oder im Dieselbad mit der Zahnbürste putzen, denn auch sie bringen Scheuerstoffe, sprich Sand und Metallabrieb mit. Eine Kette, die immerhin 25 Euro kostet, und Kassetten, die noch teurer sind, haben das verdient. 6000 km mit einer Kette sind so drin, und zwar so, dass nach dem Kettentausch die alten Ritzel noch funktionieren!
Gelegentlich muss ein neues 14er, 15er oder 16er her, aber nie die ganze Kassette.
3 Ketten auf einer Kassette sind drin, das sind 18.000 km. 20er oder höher habe ich in den letzten 10 Jahren keins mehr verschlissen. Inzwischen machen das auch Andere so und freuen sich über das neue Erscheinungsbild gebrauchter Ketten.
Als Öl nimmt man praktischerweise Autoöl. Spezialisten, die im Winter eh HD 10 fahren, nehmen dann auch HD 10 für die Kette. Im Sommer HD 30/40, weil dann HD 10 zu schnell wegfliegt. Die Normalos haben 15W45 oder 10W30, das nehmen sie immer. Im Sommer kann man auch gut Schalt - Getriebeöl 80/90 nehmen, fliegt nicht so schnell weg, hat dafür den Geruch, den es eben nur bei Getriebeöl gibt. 40er Motoröl flutscht aber besser, aber wer hat das und wo kauft er/sie es?
 
5) Verschleissgrenze
Es ist Camp positiv anzurechnen, absolute Daten zur Kettenlängung zu geben, die einen unabhängig von Kettenlehren machen. Wer eine Kettenlehre hat, gut, aber was misst er? Wie genau? Camp hat gesagt, zwischen 12 Röllchen zu messen. Die wissen genau, wie lang eine Schieblehre ist. Je länger die Strecke, desto genauer die Messung. Nur muss die Schieblehre auch lang genug sein, aber das ist bei 12 Rollen der Fall. Das Camp Verschleissmass ist 132,60 mm. Die verkaufen aber auch Ketten. Meine Erfahrung ist, dass jenseits der 133,00 mm die Kette anfängt, unter hoher Belastung in den langen Gängen zu brummen, und dann muss sie runter.
Das war bei 3 verschiedenen Fabrikaten übereinstimmend der Fall. Zwischen 132,60 und 133,00 liegen aber noch ca. 1500 km, die nehme ich mit. Wichtig ist allerdings, keine gefetteten Ketten vor einer Reinigung zu messen. Nach der Reinigung misst man ein saftig höheres Mass. Wichtig ist auch, mehrere Messvorgänge an vielen verschiedenen Stellen der Kette vorzunehmen, zwischen Rollen von Aussenlaschen und umgekehrt auch zwischen Rollen von Innenlaschen und dann zu mitteln.
In den alten Zeiten fuhr man 5 Ritzel und breite Ketten. Da verschlissen die Ritzel schneller als die Ketten. Heute fährt man schmale Ketten und 9-10 Ritzel, und der Wohlstand hat uns einen zweiten oder dritten LRS beschert: da verschleissen die Ketten schneller als die Ritzel. Die Händler, die einem zur neuen Kette immer eine neue Kassette verkaufen, wollen nur unser Bestes. Was ist das?
 
  Schönen Tach!
 
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