RADPLAN DELTA
 
Novatec Naben - eine Geschichte von Leichtlauf,
Wartung und Regenwasser
 
Liebe Rasefreunde,
seit über 10 Jahren verbaue ich aus Überzeugung Novatec-Naben, fahre das Material auch heute noch selbst mit grosser Zufriedenheit. Aber es gibt nicht nur Sonne, sondern ein wenig zu beachten. Ich möchte das nicht im Vorschriften-Stil abhandeln, sondern erklären, damit man das Gesamtkonzept versteht.

Novatec bietet uns leichte Naben, interessante Lochungen und absolut reelle Preise. Vorbei sind die Zeiten
von DA FH 7700 in 20 + 24 Loch. Als die regulär im Programm waren, konnte sie keiner bezahlen, und als sie
dann verramscht wurden, waren sie schnell weg. Von Chorus oder Centaur hat es solche Lochzahlen nie gegeben,
und tune ist auch kein Vorbild an Preisleistung. Also freue ich mich, was Novatec liefert und es ist unser Job,
die Dinger dann artgerecht zu halten.
Jede Novatec-HR-Nabe, die hier verbaut wird, nehme ich zu allererst komplett auseinander und positioniere die Rillenkugellager so, dass sie nicht mehr im Betrieb tiefer in das Nabengehäuse wandern können und zu schwerem Lauf führen würden. Die Spannung der Klinkenfeder wird reduziert für leichteren Freilauf, die Schmierung im Gehäuse der Freilaufverzahnung flutschiger gestellt, die Asymmetrie der Flansche um ca. 1mm verringert, Fett kommt auch aussen auf die linke Lagerseite gegen Wassereintritt und der O-Ring dort wird geölt, damit er nicht spröde wird und bricht. Die rechte Distanzmutter ausserhalb des Freilaufes wird zur Stopmutter gedrückt und das System der insgesamt 4 Lager gegen zu hohen axialen Druck geschützt, damit die Lager leicht gehen und halten.
So viel zu den positiven Zielen.
Novatec-Strassennaben sind ideal für trockenes Wetter, nach Regenschlachten erfordern sie Wartung. Distanzhülsen rechts und links abschrauben und Wasser suchen, bekämpfen, vernichten. Dazu reicht meistens das Ausreiben mit einem sauberen Tuch. Danach neu schmieren, ich nehme eine Mischung aus blauem Teflonfett und rotem Teflonöl. Jeglicher Dreck & Knös, Schmirgelstoffe, müssen raus. Die Dichtung zwischen Freilauf und Nabe kann man entnehmen und sauber wischen, unter der Dichtung (vorsichtig aushebeln) aussen am Freilauf kann man auch putzen. Diese Dichtung lässt sich danach hervorragend mit dem Kassettenverschluss absolut plan wieder einziehen.

Novatec zieht die Distanzhülsen stramm an, ich mag das nicht, weil die Lager unnötigen Quer-Stress bekommen.
Das kann böse Schadensbilder erzeugen. Besonders die rechte Distanzmutter verdient saubere Handhabung: festschrauben bis zum Anschlag, danach wieder ca. 1/8 Umderehung lösen. Damit diese Mutter sich nicht losdreht, quetsche ich sie im Schraubstock leicht oval. Zusätzlich kann man ein wenig Schraubenkleber auf das Gewinde tun.
Bei JEDEM Radausbau die Kassette / Freilauf checken, ob fühlbares Axialspiel da ist. Falls ja, wird die rechte Distanzmutter einfach wieder beigedreht. Ich brauche da normal nie "dran", aber Kontrolle ist besser. Es hat Fälle von "lieben" Kunden gegeben, die fuhren mit absolut loser Distanzmutter rechts so weit, bis Klinken aus dem Gehäuse der Freilaufverzahnung austraten und sich dann verkeilten. Schon im Vorfeld kann da keine Schaltung mehr sauber funktioniert haben, wenn der Freilauf mitsamt Kassette 1/2 cm quer vagabundiert.

Es gibt Rillenkugellager mit verschiedenen Dichtungstypen: Blechdichtung mit Restspalt, leicht anliegende Butylkautschukdichtungen, stramm anliegende Dichtungen, doppelte stramm anliegende Dichtungen. Novatec hat die flutschigen leicht anliegenden Dichtungen, und ich mag das, denn die sind schneller. Eine Novatec-VR-Nabe dreht sich um Längen besser als eine tune, das merkt man beim Fahren. Eine MTB-Nabe sollte man strammer dichten, und wer bei jedem Wetter mit dem Radl zur Arbeit fährt, kann eine Shimano 105er Nabe mit Labyrinth-Dichtung nehmen, ein sehr guter Kompromiss. Aber eine Novatec läuft leichter, ist leichter und hat die scharfen Lochzahlen.
Alles auf einmal jibbet nich!
Wenn nach grösserer Laufleistung dann doch mal ein Lager hin sein sollte, ist das aber kein Beinbruch, denn es sind DIN-Lager, hier vorrätig, bezahlbar (viel günstiger als SKF) und relativ einfach zu wechseln (Nabe mit dem Gaskocher erhitzen). Bevorzugt ist das linke Nabenlager zuerst dran. Wenn Freilauflager betroffen sind, den ganzen Freilauf tauschen, ist i. A. billiger und macht weniger Arbeit, den alten Freilauf dann als Ersatzteilspender ausschlachten.
Im Freilauf sind zwei Lager, meistens 12x24mm. Dazwischen sitzt eine Alu-Distanzhülse. Diese sollte mit einem schmalen Schraubenzieher quer verschiebbar sein, ohne lose rumzufliegen. Sitzt die Hülse stramm, gehen meistens auch die Freilauflager schwer. Abhilfe schafft Erhitzen (vorher putzen, Dichtungen ab, Feder + Klinken ab), äusseres Lager KONTROLLIERT nach aussen bekommen (ist leicht geschrieben, praktisch eine ziemliche Fummelei).
Meistens sind es nur 1-2 Zehntel, die das äussere Lager nach aussen muss, aber diesen Wert umzusetzen, ist mit viel Gefühl verbunden. Häufig rutscht das Lager beim Erhitzen weiter nach aussen, dann drücke ich es VORSICHTIG im Schraubstock mit einer passenden Sechskantnuss wieder rein.
Dieses Lager hat keinen definierten Sitz, das muss man mit Gefühl an die richtige Stelle bringen. Wenn der Freilauf keinen unnötigen Axialdruck bekommt, wird es dort aber bleiben!
Mit etwas Pflege kann eine gut gewartete Novatec-HR-Nabe auch noch nach 5 oder 10 Jahren laufen wie neu, häufig auch besser, weil die Klinken und die Verzahnung sich über die Zeit gegenseitig poliert haben.
 
Jetzt wünsche ich allen viel Fahrfreude mit den Rädern von hier, ohne schwarze Fingernägel geht es nicht immer (Grüsse an Andrea) und wartungsfreie Technik gibt es auch nicht.
 
Euer maro moskopp
 
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